Bettflasche mit Schoppenwärmer

Bettflasche mit Schoppenwärmer

Luxus bezeichnet nicht nur eine Lebensart, sondern auch Objekte des täglichen Lebens, welche über das übliche Mass hinausgehen, was sich normale Mitmenschen leisten oder leisten können.

 

Dazu gehört sicher auch diese sehr spezielle Bettflasche in der Ronmühle, die neben der gebräuchlichen Funk­tion auch zwei sogenannte Ludel-Löcher aufweist. Ein uralter Begriff, der im 19. Jahrhundert noch verwendet wurde und heute weitgehend verschwunden ist. Die Ludel ist ein Glasfläschchen mit einem Schraubverschluss zum Ernähren der Säuglinge. Der darauf geschraubte Metallsauger bestand aus Zinn, vornehme Leute hatten Silbersauger, ganz arme Kinder hingegen mussten sich mit einem Läppchen zum Saugen begnügen. Erst viel später, nach 1870, ersetzten die ersten Gummisauger aus Amerika diejenigen aus Metall.

 

Unsere Zinn-Bettflasche besitzt übrigens auf der Standfläche eine Herstellermarke von Johann Jakob Schneck (1797-1858) in Basel, auch Schnegg geschrieben. Neben seinen bekannten Zinnwaren goss er auch Kirchenglo­cken.

 

Am Abend, wenn man zu Bett ging, wurde die Bettflasche in der Küche mit heissem Wasser gefüllt und das Bett damit wie mit einem Bügeleisen vorgewärmt. Danach musste die heisse Bettflasche mit Tüchern umwickelt wer­den, um sich nicht daran zu verbrennen. Sofort schlüpfte man zusammen mit der Bettflasche ins vorgewärmte Bett und ergab sich einem sanften Schlaf. Wenn nun eines der Kleinkinder hungrig erwachte, konnte die eben­falls erwachte Mutter sogleich die Tücher von ihrer Bettflasche entfernen und im Ludel-Loch den Schoppen wär­men. Unsere Zinn-Bettflasche besitzt sogar zwei Vertiefungen, um Zwillinge gleichzeitig mit warmer Milch zu ver­sorgen. Zehn Minuten später durften alle zufrieden weiterschlafen.